Kohleausstieg nur effektiv bei gleichzeitiger Einführung eines CO2-Preises und Löschung von Emissionszertifikaten

Kohleausstieg nur effektiv bei gleichzeitiger Einführung eines CO2-Preises und Löschung von Emissionszertifikaten

04. Juni 2019 – Potsdam-Institut- für Klimafolgenforschung (PIK)

Die Debatte um eine CO2-Bepreisung ist nicht neu. Schon seit längerem sprechen sich verschiedene Verbände, Politiker, so auch die Bundesumweltministerin Svenja Schulze, Umweltaktivisten und Wissenschaftler für die sozialverträgliche Einführung einer CO2-Abgabe aus. Nach neuesten Untersuchungen der Forscher des Potsdam- Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) stellen sich diese nun hinter die Forderungen. Wird der Kohleausstieg nicht mit einer CO2-Bepreisung sinnvoll kombiniert, wirken die Mechanismen des europäischen Emssionshandels eher kontraproduktiv. Der Ausstoß der Emissionen würde unter den gegebenen Bedingungen nur in das europäische Ausland verschoben und könnten insgesamt sogar noch steigen.

„Es besteht sonst ernsthaft das Risiko, dass ein Kohleausstieg allein durch Abschaltungen von Kraftwerken das Gegenteil von dem bewirkt, was er bewirken soll. Das wäre für die dringend nötige Stabilisierung unseres Klimas fatal – und es wäre schädlich für das Vertrauen der Menschen in die deutsche Politik und das Ansehen der deutschen Klimapolitik in der Welt. Deshalb sollte man jetzt gegensteuern: mit einer verlässlichen und gerechten Bepreisung von CO2 .“

Michael Pahle – Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK)

Ihre Ergebnisse, welche kürzlich im Fachjournal Energiewirtschaftliche Tragesfragen veröffentlicht wurden, begründen die Forscher wie folgt: Infolge der Abschaltung von Kohlekraftwerken in Deutschland sinkt das Angebot von Strom am Markt – der Preis steigt. Für verbleibende Kohlekraftwerke ist die Stromproduktion nun lukrativer. Diese erhöhen ihre Produktion, wodurch der CO2-Ausstoß wiederum steigt. Auf europäischer Ebene sinkt zudem die Nachfrage für Emissions-Berechtigungs-Zertifikate im Emissionshandel – die Zertifikate werden günstiger. Diese können nun preiswerter von ausländischen Stromproduzenten angekauft werden. Diese steigern ihre Produktion und somit auch den Ausstoß an CO2. Der CO2-Ausstoß wird somit ins Ausland verlagert. Einige der Emissionszertifikate werden im Zuge der neu eingeführten Markt-Stabilitäts-Reserve zwar vor dem Jahr 2035 dem Markt entzogen. Dies reiche wahrscheinlich jedoch nicht aus.

“Unter dem Strich kann der Emissionshandel, so wie er heute ist, nicht garantieren, dass der Kohleausstieg wirklich zusätzliche Emissionsreduktionen bringt.“

Christian Flachsland – Ko-Autor vom Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change

Diese Entwicklungen und Risiken sind keineswegs abwegig. Nach Berechnungen einiger Szenarien durch die Forscher kamen diese zum Schluss, dass der Strombedarf durch die Elektrifizierung des Wärmesektors und des Verkehrssektors im Zuge der Einführung der Elektromobilität stark steigen kann. Durch die erhöhte Stromnachfrage können die CO2-Emissionen ebenso massiv ansteigen, auch wenn der deutsche Kohleausstieg beibehalten wird.

Um diesen Entwicklungen entgegenzuwirken, könnte eine CO2-Bepreisung in Deutschland eingeführt werden. Die Forscher gehen in ihren Szenarien von 30 bis 60 Euro je Tonne CO2 aus. Im Ergebnis der Untersuchungen könnten im Stromsektor die nationalen Klimaschutzziele bis 2030 eingehalten werden. Als weitere sinnvolle Maßnahme bietet sich die zusätzliche Löschung von Emissions-Zertifikaten an. Dies hätte eine Verknappung der am Markt verfügbaren Zertifikate und eine Preissteigerung zur Folge. Hiermit könnte man vermeiden, dass die Kohleverstromung und der CO2-Ausstoß aufgrund günstigerer Zertifikate im Emissionshandel ins Ausland verlagert werden würde. Auch ein Mindestpreis für versteigerte Emissions-Zertifikate wäre eine Option.

Die ausführliche Pressemitteilung finden Sie hier.

Über den Autor

Claudia Domröse leea-mitarbeiter